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Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. | You may recognize yourself

Wie wir wirken

You may recognize yourself - Ausstellung in Siggen

Ausstellung von Kerstin Bruchhäuser auf Gut Siggen

Die textile Installation YOU MAY RECOGNIZE YOURSELF besteht aus 58 überlebensgroßen Portraits von Frauen. Sie war vom 7. Juli bis 16. September 2022 in der Scheune Gut Siggen in Ostholstein zu sehen.

Kerstin Bruchhäuser hat an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Hamburg Kommunikationsdesign studiert und an der Bauhaus-Universität in Weimar mit ihrer künstlerisch-wissenschaftlichen Dissertation „Text auf gebrauchtem Textil in der Gegenwartskunst. Einschreibungen als Form des Autobiographischen in Kunst und Design“ promoviert (PhD). Sie lebt und arbeitet in Hamburg, während ihre künstlerischen Arbeiten national und international ausgestellt und ausgezeichnet werden.

Die Realisierung der Ausstellung wurde maßgeblich durch die Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. und die Carl-Toepfer-Stiftung gefördert.

Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. | You may recognize yourself

Die künstlerische Arbeit untersucht die individuellen Besonderheiten, die den Wiedererkennungswert einer Person ausmachen, und die serielle Gleichförmigkeit von Kleidung und Körpern als gegenwärtiges soziokulturelles Phänomen. Die Arbeit setzt sich auch damit auseinander, welchen Einfluss es auf die eigene Identitätsfindung hat, wenn wir uns in der Öffentlichkeit bewegen, und welche Bedeutung die alltäglichen Begegnungen mit Personen außerhalb des Familien- und Freundeskreises haben.

Die dargestellten Personen drehen den Betrachtern allesamt den Rücken zu. Wie die Portraitierten wohl von vorn aussehen? Die Darstellungen werden zum Spiegel unserer Vorstellung und konfrontieren uns mit unseren eigenen Erwartungen an das Sichtbare, denn: IN THE ACT OF OBSERVING OTHERS YOU MAY RECOGNIZE YOURSELF.

Die Portraits sind aus antiker Weißwäsche genäht. Die historischen Wäschestücke dienen als Erinnerungsmedium und als Platzhalter für die Vergangenheit, denn als Teile der Aussteuer markieren sie das Auslaufen einer Traditionslinie. Der gesetzliche Anspruch auf eine Aussteuer wurde Töchtern im Falle ihrer Verheiratung zur Einrichtung ihres neuen Haushalts im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) von 1896 zugesichert. Erst durch das erste Gleichberechtigungsgesetz, das am 1. Juli 1958 in Kraft trat, wurde stattdessen das Recht auf eine Ausbildung etabliert.

Die Künstlerin Kerstin Bruchhäuser mit Liedermacherin Anna Depenbusch bei der Eröffnung am 20. Juni 2022

Die Künstlerin Kerstin Bruchhäuser mit Liedermacherin Anna Depenbusch bei der Eröffnung am 20. Juni 2022

Die Wiederverwendung gebrauchter Materialien betont die Notwendigkeit nachhaltiger Arbeitsweisen im textilen und künstlerischen Kontext. Mithilfe der Fähigkeit des textilen Materials, das sowohl enthüllen als auch verhüllen kann, werden die Grenzen zwischen Innen und Außen, dem Privaten und dem Öffentlichen untersucht. Die Flexibilität des Textilen macht es zu einem geeigneten Material, um den Wandel sozialer Strukturen abzubilden. Denn bis das Gleichberechtigungsgesetz in Kraft trat konnte der Mann seiner Ehefrau auch den Schlüssel zur gemeinsamen Wohnung abnehmen und damit ihren Bewegungsradius massiv einschränken.

Am 20. Juni 2022 wurde die Ausstellung YOU MAY RECOGNIZE YOURSELF in der Siggener Scheune eröffnet. Kerstin Bruchhäuser erörterte im Gespräch mit der Liedermacherin Anna Depenbusch die Entstehungsgeschichte der Installation und gab konkrete Einblicke in ihre Arbeitsweise. Beide hatten sich bei einer Künstlerresidenz der Toepfer Stiftung auf Gut Siggen im vergangenen Jahr kennengelernt.

Kontakt

Uta Gielke Stellvertretende Leitung der Programmabteilung, Programmleitung Kultur

+49 40 33 402 – 14gielke@toepfer-stiftung.de